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Mein Gedanken-Atelier Teil 3 von 3



Nachdem nun die Ausarbeitung der Geschichte erledigt ist, die Figuren und die Handlung mit Farben ausgemalt sind und ich in meinem Gedanken-Atelier alles gegeben habe, beginnt die dritte Phase bei der Roman-Entstehung: die Überarbeitung.


Und die, meine lieben Leser, hat es in sich. Denn in dieser Phase händige ich meine gesamte Arbeit meiner wunderbaren Lektorin Ulrike Weinhart aus. Sie lektoriert meinen Roman in zwei Durchgängen, dazwischen und danach folgt wiederum eine Überarbeitung durch mich.

Aber was passiert nun genau beim Lektorieren eines Textes? Das Lektorat ist eine sehr umfangreiche Begutachtung des Geschriebenen, wobei es nicht nur um korrekte Grammatik, Rechtschreibfehler oder fehlende Kommas geht. Im ersten Durchgang werden logische Fehler ausgemerzt, überflüssige oder fehlende Passagen angemerkt, die Stilistik verbessert und auch schon an einzelnen Formulierungen gefeilt. Auch hier und da gibt es noch inhaltliche Vorschläge, wie zum Beispiel eine Szene besser dargestellt werden kann, die Handlung einer Figur noch ergänzt oder ein Dialog ausführlicher gestaltet werden muss.

Was gute Lektoratsarbeit im Konkreten bedeutet, ist mir bei dem Roman „Lucy“ sehr deutlich geworden. Lucy ist eine widerspenstige und aufbrausende Figur aus dem gleichnamigen Roman, die sich nichts befehlen lässt. Das Scheitern ihrer Ehe hat sie allerdings so mitgenommen, dass sie der Liebe abgeschworen hat – solange, bis sie auf ihren neuen Arbeitskollegen Jason trifft, der sie aus dem Konzept und ihre Selbstsicherheit ins Wanken bringt. Erste Gefühle regen sich bei Lucy, aber um ihren selbstbewussten Stand vor Jason zu demonstrieren, tritt sie betont stolz und professionell auf, was leider dazu führt, dass sie von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. In solchen Passagen ist es natürlich sehr wichtig, die Romanfigur nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, sondern sie trotz aller Unmöglichkeiten, die ihr widerfahren, als ernstzunehmende Person darzustellen – schließlich soll sich der Leser mit ihr identifizieren können. Wie in den folgenden zwei Beispielen leicht zu erkennen, ist diese Gratwanderung gut gelöst, ohne dass die Figur ihr Gesicht verloren hätte. Und das, meine lieben Leser, hätte ich ohne die sprachliche Gewandtheit meiner Lektorin in dieser Szene so nicht hinbekommen.

Hier ein Auszug aus dem Roman „Lucy“:


Sie nahm den Playboy in die Hand und blätterte gerade darin, als sie plötzlich den Schlüssel in der Wohnungstür hörte. Eilig schob sie den Playboy wieder unter die Autozeitschriften, wodurch allerdings der ganze Stapel in Bewegung geriet und zu Boden rutschte. Und obendrauf lag der Playboy, ausgerechnet geöffnet auf der Doppelseite, auf der eine nackte, langbeinige, vollbusige Schönheit abgebildet war.

Jason lachte, als er Lucy in dem Durcheinander von Zeitschriften mit hochrotem Kopf auf die Seite des Playboys starren sah. „Du kannst sie dir ruhig weiter anschauen, während ich unser Essen auspacke“, sagt er, immer noch lachend. „Da sind ein paar sehr schöne Bilder drin.“ Dann stellte er die Tüte mit dem indischen Essen auf die Küchenzeile.


Ein weiteres Beispiel aus dem gleichen Roman:


Lucy stand mitten auf dem großen Vorhof der Fabrikhalle in dem Lichtkegel der Lampen über dem Rolltor. Sie hatte keinen Mietwagen, also würde sie ein Taxi rufen müssen. Gerade als sie in ihrer Laptoptasche nach dem Mobiltelefon suchte, erlosch das Licht und Lucy stand im Stockdunklen. Das auch noch! Was würde als Nächstes kommen? Ein Regenschauer? Ein Erdbeben? Meteoriteneinschlag?

Entmutigt blieb sie noch eine Weile in der Dunkelheit stehen und machte tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen. Und ihr Gehirn auf Trab zu bringen. Vielleicht war das Licht über dem Rolltor bewegungsmeldergesteuert? Lucy stellte ihre Tasche ab, drehte sich um und fuchtelte mit beiden Armen in die Richtung, in der sie den Bewegungsmelder vermutete, aber offenbar war sie zu weit weg für den Sensor. Sie schwang ihre Arme wie Windmühlenflügel und machte ein paar Schritte auf das Tor zu, als in diesem Moment die Stahltür wieder geöffnet wurde und Jason heraustrat. Er blieb wie angewurzelt stehen, als das Licht den Vorplatz erhellte und er Lucy auf sich zu rudern sah. Sie fror in der Bewegung ein, als hätte man einen Scheinwerferspot auf ein Bild gerichtet.

Bravo! Lucy, volle Punktzahl in der Disziplin „Idiotisches Verhalten“.




Neben einem inhaltlichen Feinschliff sind auch die von meiner Lektorin vorgeschlagenen sprachlichen Unschönheiten zu beseitigen, wie zum Beispiel diese Uneindeutigkeit hier im Roman „Lavendelduft und Madeleines“:


„Aufgebracht stürzte sie sich aufs Sofa, warf ihren Kopf in ein Kissen und schlug mit ihren Fäusten heftig darauf ein.“

Kommentar: Auf den Kopf oder auf das Kissen? Klarstellen.


Und dann gibt es noch die Passagen, bei denen ich mich ernsthaft frage, ob ich der deutschen Sprache noch mächtig bin.

Und was ich von meiner Lektorin als Anmerkungen in meinem Skript zurückbekomme, treibt mir abwechselnd die Lachtränen in die Augen oder lässt mich verschämt die Hände über den Kopf zusammenschlagen.

Aber zum Glück nimmt mir meine Lektorin solche sprachlichen Aussetzer nicht übel, sondern lacht darüber oder wundert sich mit mir. Denn sie weiß genau: Wenn ich in meinem Gedanken-Atelier stecke, habe ich mit den Figuren und der Handlung so viel zu tun, dass ich mich nicht um Grammatik, Satzbau oder gar Rechtschreibung kümmern kann.


Hier noch ein paar Beispiele zum Schmunzeln, die ich dir nicht vorenthalten möchte:




Die Überarbeitung, nachdem ich das Manuskript aus dem ersten Lektoratsdurchgang zurückerhalten habe, dauert in der Regel zwischen vier bis sechs Wochen, in der ich die Verbesserungsvorschläge einbaue, gegebenenfalls Szenen umschreibe oder neue Szenen hinzufüge. Im zweiten Durchlauf sind dann meist nur noch Kleinigkeiten zu korrigieren: hier noch eine Satzumstellung oder dort noch ein Kommafehler.


Während der Überarbeitung kümmere ich mich bereits um das Cover. Und hierbei hilft mir die wunderbare Constanze Kramer aus der Coverboutique. Sie hat die Story der vier Bücher aus der Reihe der Cherries perfekt in ein Coverensemble umgesetzt.

Die Cherries sind vier Freundinnen, die sich seit ihrem Technik-Studium an der Uni München kennen – inzwischen seit zwanzig langen Jahren. Sowohl Lucy, als auch Linda, Emma und Evelyn sind seither ihre ganz eigenen Wege gegangen und doch sind die vier Frauen einander nahe geblieben. Die Geschichte der vier Frauen wird jeweils in einem eigenen Buch erzählt.



Der Buchsatz komplettiert die Arbeiten an meinem Werk und wenn dieser dann auch noch gestaltet ist, halte ich bald einen fertigen Roman in den Händen, auf den ich richtig stolz sein kann. In diesem Moment weiß ich, dass ich das Beste aus meinem Gedanken-Atelier herausgeholt habe und die Dinge, die ich nicht selbst erledigen kann, den besten Fachleuten übergeben habe.


Und dann bleibt mir nur zu hoffen, dass der Roman dir genauso gut gefällt wie mir.





Link zur Lektorin Ulrike Weinhart: www.schoener-texten.de

Link zu Constanze Kramer: www.coverboutique.de









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