Im Glauben daran, eine perfekt funktionierende Familie zu haben, übersieht Evelyn die Anzeichen einer Veränderung. Als das Leben ihres Sohnes aus den Fugen gerät, muss sie plötzlich schmerzhaft feststellen, wie zerbrechlich ihre Familie in Wahrheit ist. Zuerst setzt sie gegen den Willen ihres Mannes alles daran den Schein nach außen zu wahren und bemerkt nicht, dass ihr dabei die Probleme über den Kopf zu wachsen drohen.
Gibt es noch eine Chance für Evelyn den Familienverbund zu retten oder muss sie zusehen, wie ihr Leben auseinander bricht.
Leseprobe
Die Cherries - Evelyn
Prolog
Die letzte Zeile war geschrieben. Mit kritischem Blick las Evelyn den Absatz durch, den sie eben aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hatte. Ja, das passte so! Sie sah auf die Uhr: noch fünf Minuten, bevor sie losgehen musste. Mit sich zufrieden speicherte sie die Datei ab und packte ihre Unterlagen zusammen. Den nächsten Abschnitt würde sie sich für morgen vornehmen, der schien ein wenig komplizierter zu sein, da es dabei um technische Details ging. Sie musste im Rahmen eines Vertrags zu einer Patentschrift in diesem Abschnitt der Übersetzung die genaue Vorgehensweise einer technischen Prozessanalyse beschreiben.
Um Punkt vier Uhr schaltete Evelyn ihren Computer aus und verließ das Büro. Sie fuhr mit der Express-Buslinie nach Bogenhausen und kam wie geplant pünktlich zu Hause an, um ihre Vorbereitungen für den heutigen Abend zu treffen.
„Hallo Marc, Gina! Seid ihr zuhause?“, rief sie, als sie die Wohnungstür aufgeschlossen hatte und in den Flur trat. Leise Musik kam aus dem Zimmer ihres Sohnes, jedoch erhielt sie keine Antwort. Sie klopfte und als auch dann keine Antwort kam, öffnete sie die Türe zu seinem Zimmer. Er saß im Schneidersitz auf dem Bett mit seinem Laptop auf dem Schoß, Kopfhörern auf dem Kopf und dem Smartphone in der Hand. Die Töne, die sie bis in den Flur hinaus gehört hatte, kamen nicht etwa aus seinem Telefon selbst, sondern aus seinen Kopfhörern, die an das Smartphone angeschlossen waren. Sie waren durch die geschlossene Türe zu hören gewesen.
„Sag mal! Geht’s noch?“ Evelyn nahm ihm die Kopfhörer von den Ohren und zog den Kopfhörerstecker aus dem Smartphone.
Mit einem Satz war Marc auf den Beinen. „Hey, lass das“, brüllte er.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen, dir den Kopf so vollzudröhnen mit dieser lauten Musik?“, wetterte Evelyn. „Das macht dich doch taub!“
„So laut ist das überhaupt nicht. Du hast ja keine Ahnung!“, blaffte Marc zurück und steckte den Stecker wieder zurück ins Smartphone. Immerhin setzte er den Kopfhörer nicht sofort wieder auf.
„Erzähl mir lieber, wie es heute in der Schule war!“
„Passt schon!“, kam die obligatorische Antwort.
„Wo ist Gina?“, rief Evelyn über ihre Schulter zurück, während sie in Richtung Küche ging.
„Bei einer Freundin. Sie kommt um vier zurück, hat sie gesagt. Glaube ich“, antwortete Marc.
Daran, dass nichts weiter folgte, merkte Evelyn, dass er seinen Kopfhörer wieder aufgesetzt haben musste. Die Tür wurde wieder geschlossen und ihre Audienz war beendet.
In der Küche setzte sie einen Topf mit Kartoffeln auf und schaltete den Herd an. Dann holt sie Quark aus dem Kühlschrank, schnippelte eine Zwiebel und einige Kräuter hinein, gab noch bisschen Joghurt dazu und vermengte alles. Sie schnitt gerade Tomaten, Gurken und Paprika in eine Salatschüssel, als Marc plötzlich hinter ihr stand.
„Was machst du da?“
„Abendessen für dich und deine Schwester.“
„Oh, Mann“, maulte Marc. „Ich dachte, wir würden uns eine Pizza kommen lassen. Ich habe keinen Bock auf das Hasenfutter hier!“
„Marc, eine Pizza ist nur voller Fett und enthält nur leerer Kalorien aus weißem Mehl! Das ist ungesund! Ein paar Kartoffeln mit Quark und frischem Salat dazu ist genau das, was ihr beide braucht.“ Sie goss etwas Olivenöl und Essig in die Salatschüssel, gab noch Kräuter dazu und rührte um.
„Was ich heute Abend brauche, ist eine richtige Pizza oder einen Burger, kein Schei ...“ Er stoppte rechtzeitig, drehte sich um und verließ die Küche. Auf dem Weg in sein Zimmer hielt er noch einmal inne: „Wann kommst du eigentlich wieder?“
„Ich denke, es wird heute spät werden. Ihr beide werdet wahrscheinlich schon schlafen“, rief Evelyn aus der Küche.
Marc murmelte etwas Unverständliches und gab dann seiner Zimmertür mit dem Fuß einen Schubs, so dass sie mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel.
"Ich hab ihn fast in einem Rutsch durch gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Ich wollte unbedingt wissen, was bei Evelyn genau passiert ist und wie sich alle vier Storys zusammen fügen. Vier Freundinnen mit völllig verschiedenen Leben. "
"Ich habe dieses Buch verschlungen und fühlte mich wunderbar in die Welt von Evelyn hineingezogen. Sie ist schon mit Ihrer Art etwas Besonderes"