Mit Entsetzen muss die bis dato erfolgreiche Karrierefrau Isabell feststellen, dass ihr Körper die ständige berufliche Überlastung nicht mehr mitmacht. Zunächst widerwillig und nur auf Drängen ihres Arztes nimmt Isabell eine Auszeit.
In der Provence, dem Land des Lavendels, lernt sie einen jungen, unbekümmerten Maler kennen, der ihr eine andere Sichtweise auf das Leben ermöglicht.
Ist Isabel mutig genug, sich aus den Klauen des sie verschlingenden Berufs zu befreien, alles Gewesene hinter sich zu lassen und ein befreites, erfülltes Leben nach ihren eigenen Vorgaben zu beginnen?
"Ich bin förmlich mit der Protagonistin Isabell in der Provence gestrandet, habe den Lavendelduft gerochen und unglaublichen Hunger auf Madeleines bekommen."
Leseprobe
Kapitel 1
Mit zittrigen Fingern tippte Isabell auf der Tastatur ihres Laptops, während acht Augenpaare sie gespannt anstarrten.
„Frau Jacoby! Wir warten!“ Die Stimme des Besprechungsleiters klang ungeduldig ugnd genervt.
Isabell wagte nicht aufzublicken und flog mit dem Cursor über ihre Ordnerstruktur. Wo hatte sie nur die Präsentation abgelegt? Sie hatte doch alles vorbereitet und in den entsprechend überschriebenen Ordner kopiert. Warum konnte sie ihn nun nicht finden? Nervös startete sie die Suchfunktion des Programms.
Doch hier, zum Glück, da war er! Erleichtert atmete Isabell auf, öffnete den Ordner und schaltete ihren Rechner auf den Beamer um. Sie holte tief Luft und wollte gerade mit ihrer Ausführung beginnen, als der Besprechungsleiter energisch zu gestikulieren begann.
„Frau Jacoby, meine Zeit ist zu kostbar, um mich von Ihnen auf den Arm nehmen zu lassen. Was bieten Sie uns hier eigentlich für eine Show?“
Isabell folgte verwirrt den Blicken der Besprechungsteilnehmer zur Leinwand. Da war nichts! Gar nichts! Alles, was sie sah, waren leere Folien. Hektisch scrollte sie durch ihre Arbeit. Entsetzten packte sie! Ihre Grafiken, ihre mühsam zusammengetragenen Zahlen, die Auswertungen der letzten Quartale – nichts existierte mehr! Verzweifelt suchte sie weiter in ihrer Struktur. Das konnte doch nicht wahr sein!
Der Besprechungsleiter erhob sich abrupt von seinem Stuhl und baute sich vor Isabell auf.
„Ich war schon immer der Meinung, dass Sie in Ihrer gegenwärtigen Position vollkommen überfordert sind!“ Seine Stimme wurde lauter. Einige der Besprechungsteilnehmer sahen Isabell schadenfroh an, einer grinste sogar hämisch. Es bereitete ihnen offensichtlich Freude, zuzusehen, wie Isabell litt.
Der Cursor auf der Leinwand zitterte, weil Isabell die Maus kaum noch bedienen konnte. Sie schaffte es nicht mehr, eine Zeile anzuklicken und mit einem Mal verschwand auch noch ihre Ordnerstruktur. Was passierte hier? Ihre Ordner, ihre Präsentationen – alles war weg! Die gesamte Arbeit des letzten Jahres löste sich vor ihren Augen auf!
„Es tut mir leid, aber ich kann es nicht freundlicher formulieren: Sie sind einfach inkompetent! Wer hat Sie eigentlich mit dieser Aufgabe betraut?“ Die Stimme des Besprechungsleiters wechselte von zynisch zu verärgert.
Schweißperlen bildeten sich auf Isabells Stirn, sie wollte etwas erwidern, doch ihre Stimme versagte kläglich.
Der Besprechungsleiter stand nun dicht vor ihr und beugte sich über sie. Seine Augen funkelten böse und Isabell wich in ihrem Stuhl immer weiter zurück. Am liebsten wäre sie weggerannt, aber der Mann, der noch dazu immer breiter zu werden schien, stützte sich auf die Armlehnen, hielt sie förmlich in ihrem Stuhl gefangen. Isabells Herz pochte wie wild, Angst überfiel sie. Sie fühlte sich erniedrigt, hilflos, gefangen in ihrer Verzweiflung. Schweiß rann ihr von der Schläfe – und die anderen Teilnehmer lächelten immer noch süffisant. Und plötzlich meldete sich ihr Computer zurück. Er fing an zu piepsen und wurde immer lauter und lauter.
Die Konturen des Besprechungsleiters begannen langsam vor ihren Augen zu verschwimmen. Seine bedrohliche Stimme wurde leiser und entfernte sich immer weiter. Lediglich das quälende Piepsen nahm immer noch an Lautstärke zu, während Isabell unter Aufbietung aller Kräfte versuchte, sich aus dieser Umklammerung zu befreien.
Zitternd und schweißgebadet saß sie aufrecht in ihrem Bett. Sie griff sich an die Stirn – was für ein grauenvoller Traum! Dann brachte sie ihren nervtötenden Wecker zur Ruhe, ließ sich zurück in die Kissen sinken und starrte an die dunkle Zimmerdecke.
Es war vier Uhr fünfzehn. Isabell versuchte, ihren Pulsschlag unter Kontrolle zu bringen, schloss dann die Augen und bemühte sich um eine ruhige und gleichmäßige Atmung. Tief einatmen – langsam ausatmen. Es half nichts. Sie musste sich eingestehen, dass der Job sie stresste und das aktuelle Projekt ihr offenbar mehr zu schaffen machte, als sie gedacht hatte. Um sechs Uhr dreißig würde ihr Flug von München nach Hannover gehen und dort stünde ihr ein extrem wichtiges Meeting mit der Firma KMT bevor. Sie fühlte sich gerädert, nicht im Geringsten so fit und munter, wie sie hätte sein müssen. Am Vorabend hatte sie zwar bis nach neun Uhr noch an ihrem Vortrag gearbeitet, war aber danach sofort zu Bett gegangen. Dennoch hatte Isabell sehr unruhig geschlafen.
Sie schob die Bettdecke zur Seite, setzte sich auf und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. In letzter Zeit wiederholte sich dieser Traum, ja, er verfolgten sie regelrecht. Immer ging es um dasselbe, um ihr Versagen! Obwohl es doch keinen Grund dafür gab. Isabell beherrschte ihre Arbeit, hatte alles im Griff. Ihre Vorgesetzten waren zufrieden mit ihren Leistungen – ihre Selbstzweifel jedoch, das Gefühl, nicht gut genug zu sein, waren in den letzten paar Monaten immer stärker geworden.
Sie warf einen Blick auf die leere Betthälfte. Simon hatte die Nacht in seiner Wohnung verbracht. Sie und Simon waren beide für Matexa-Consulting tätig und auch er hatte noch bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Da er morgens hatte ausschlafen wollen, während Isabell extrem früh aus den Federn musste, hatte er die Ruhe seiner eigenen vier Wände vorgezogen. Seine eigenen vier Wände, schoss es Isabell durch den Kopf. Warum waren sie nicht längst zusammengezogen? Sie hätte sich jetzt so gerne noch an ihn gekuschelt. Simon liebte sie, sicher, aber eben auch seine Unabhängigkeit. Und Isabell war so sehr mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt, dass sie sich über ihre Beziehung ernsthaft keine Gedanken machen konnte. Und auch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür – sie musste sich fertigmachen und zum Flughafen fahren.
Seufzend quälte Isabell sich aus dem Bett, schlurfte ins Bad und wusch sich. Dann wählte sie einen schwarzen Hosenanzug, dazu eine weiße Spitzenbluse. Hochhackige Schuhe – fertig war das elegante Business-Outfit. Frühstück fiel aus – dafür hatte sie jetzt keine Zeit mehr: Sie würde irgendetwas am Flughafen essen. Dann griff sie sich ihre Laptoptasche und betrachtete sich im Flurspiegel. Ihr gegenüber stand eine erfolgreiche Geschäftsfrau im besten Alter. Schlank, kurze Haare, dunkelbraun mit blonden Strähnchen. Ihr Blick vermittelte Entschlossenheit, Zielstrebigkeit und Souveränität. Nur eines wollte nicht in dieses perfekte Bild passen − ihre dunklen Augenringe! Auch funkelten ihre Augen nicht mehr so wie früher. Sie musste sich eingestehen, dass sie müde und erschöpft aussah und dass ihr Make-up diesen Eindruck nur ungenügend verdeckte. Nach diesem Auftrag, so schwor sich Isabell, würde sie sich eine Pause gönnen. Ein wenig ausspannen. Urlaub vielleicht. Bei dem Gedanken atmete sie tief durch, aber auch für diese Gedanken, war jetzt nicht die richtige Zeit. Sie musste sich sputen, denn das Flugzeug würde nicht auf sie warten.
"Das Buch... regt zum Nachdenken an und lenkt die Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben... Wenn ihr euch eine Auszeit gönnen wollt, schnappt euch dieses wundervolle Buch, taucht ab und lasst den Stress hinter euch."
Die Liebe zu sich selbst
Lavendelduft und Madeleines
Es ist wichtig, auf sich selbst zu achten. Viel kann passieren, wenn man Raubbau an seiner Psyche und seinem Körper betreibt.
Eine meiner Teamkolleginnen wollte sich in der Mittagspause einen Kaffee holen und brach im Firmenbistro bewusstlos zusammen.
Die Diagnose: Burnout durch Überarbeitung.
Sie verbrachte ein halbes Jahr in Reha und psychologischer Betreuung. Erst nach einem Jahr konnte sie in ihren Alltag zurückkehren.
Das fand ich erschreckend und traurig. Es hat mich so bewegt, dass daraus die ersten Ideen zu meinem Roman „Lavendelduft und Madeleines“ entstanden sind.
Ursprünglich wollte ich ausschließlich Isabells Geschichte erzählen. Doch als ich die erste Rohfassung beendet hatte, war ich mit dem Ergebnis unzufrieden - mir kam die Geschichte merkwürdig leblos vor. Es fehlte etwas.
Richtig: die Nebencharaktere, die unverzichtbaren Mitspieler im Leben - auch von Romanfiguren, denn niemand steht alleine in der Welt.
Mir kam dann ein wunderbarer Vergleich in den Sinn: Eine wunderschön langstielige Lilie mit einer weißen Blüte in einer Vase. Ja, sie ist elegant, sie duftet und der Anblick ihrer kunstvoll geformten Blüte erfreut das Auge.
Aber es fehlt der Hofstaat: Erst kleine Farnblätter, Margeriten mit weißen Blütenknospen, vielleicht sogar eine kleine weißgelbliche Rose machen das Arrangement perfekt über dem die Lilie nun wie eine Königin thront.
Und so war es bei meinem Roman "Lavendelduft und Madeleines" - erst meine Nebenfiguren haben die Story ergänzt und Isabells Geschichte wirken lassen.